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Ozeanium – oder von Wasser und Wein

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Wer den Klimanotstand ausruft, kann nicht für so eine Energieschleuder wie ein Ozeanium sein. Da helfen auch alle Diskussionsbeiträge von umweltgerechtem Bauen und CO2-freier Anlage nichts. Ein Ozeanium ist ein Betrieb, der 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche und 365 oder 366 Tage im Jahr Unmengen von Energie benötigt. In so einem Betrieb müssen ständig Pumpen, Klimageräte, Wasseraufbereitungsanlagen, elektronische Steuerungen, Überwachungsanlagen usw. laufen. Und das nur zum Zweck, einige Meeresbewohner in einem Basler Käfig gefangen zu halten.

Es gibt viele Einrichtungen der 24-Stunden-Gesellschaft, die heutzutage lebensnotwendig sind und deshalb rund um die Uhr laufen müssen. Dazu zähle ich Spitäler, gewisse Transporteinrichtungen, Berufsfeuerwehren, Kläranlagen, Verkehrsüberwachungssysteme, Energieversorgungen u.v.a.m. Mir kann niemand weismachen, daß ein Ozeanium zu diesen Lebensnotwendigkeiten gehört. Ebenso wird kein Mensch in Basel und der weiteren Umgebung ohne Ozeanium plötzlich in lebensbedrohenden Umständen stecken.

Den mittelbaren Energiebedarf und die mittelbaren Umweltbelastungen haben wir damit noch gar nicht beleuchtet. Wie kommen denn die großen Besucherscharen, die man zur Rentabilität der Einrichtung benötigt, alle nach Basel? Zu Fuß? Wohl kaum. Und jetzt bitte nicht das Hohelied vom öV anstimmen! Denn morgen lesen wir wieder in der Zeitung, wie die SBB am Anschlag laufen. Auch die Beschaffung und Anlieferung der Meeresbewohner ist mit großem Energiebedarf verbunden, denn die wenigsten Arten können im Betrieb selbst nachgezüchtet werden und müssen somit zuerst als Wildfang aus den Meeren geholt und dann über verschiedene Stationen nach Basel gebracht werden. Und wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was engagierte Umweltschützer als Beschaffungsverlust bei den Lebewesen angeben, ist es immer noch schlimm genug, nur damit wir mitten im Kontinent und kurz vor den Alpen einige Arten von Meeresbewohnern ausstellen bzw. besichtigen können.

Wenn die Befürworter des Projekts sagen, das Ozeanium werde nur mit erneuerbaren Energien betrieben, dann machen sie halt einfach zwei Denkfehler. Denkfehler eins: Ein Ozeanium ist eine Einrichtung, die rund um die Uhr elektrische Energie benötigt. Diese kann man nicht allein aus erneuerbaren Energien beziehen, da braucht es Bandenergie, die noch auf Jahrzehnte aus herkömmlichen Kraftwerken geliefert werden muß. Denkfehler zwei: Ein Ozeanium wird, ganz unabhängig davon wie die Energie hergestellt wird, einen unglaublich großen Energiebedarf auslösen. Und jeder Mehrbedarf ist letztlich eine zusätzliche Belastung der Umwelt. Wenn es denn genügend CO2-freie Energie gäbe, mit der man ein Ozeanium betreiben könnte, so wäre es weit intelligenter, diese Energie für etwas einzusetzen, das eine Reduktion von fossiler Energie bringt! Dann wird noch einer obendrauf gesetzt: «Mit dem Ozeanium wird sogar CO2-Ausstoss eingespart, denn es sensibilisiert für den Schutz der Umwelt.» (Rosmarie Nebel, Website der Befürworter). Solche „Argumente“ werden liebend gern dann ausgepackt, wenn man zum vorneherein weiß, daß man nie den Nachweis erbringen muß. Ganz einfach deshalb, weil man diesen Nachweis gar nicht erbringen kann.

Jawohl, wer einen Beitrag zur Schonung der Um- oder Mitwelt und zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks ernsthaft für nötig erachtet, der muß auf ein Ozeanium verzichten  –  alles andere ist unehrlich.

Liebe Baslerinnen und Basler, ihr müßt konsequent werden. Allen andern Leuten erklären, sie müßten Wasser trinken, und selber schlürft man Wein, das geht einfach nicht.

Wer den Klimanotstand ausruft, kann nicht für ein Ozeanium sein.

Der Große Rat – also das baselstädtische Parlamenthat am 20. Februar 2019 mit 71 Ja gegen 17 Nein bei 6 Enthaltungen den Klimanotstand ausgerufen!

 

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Ein Kommentar

  1. Genau so ist es; ich gratuliere zu diesem Artikel!

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