Gedanken zum 20. Juli und
zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Am 20. Juli 1944 verübte der Generalstabsoffizier der deutschen Wehrmacht Claus Schenk Graf von Stauffenberg einen Bombenanschlag auf Adolf Hitler. Er wählte dafür einen risikoreichen Weg, indem er eine Bombe in das Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen schmuggelte. Die Gelegenheit dazu bot sich ihm, weil er zu einem Rapport beim Führer aufgeboten war. Stauffenberg konnte den Zeitzünder starten und die Aktentasche mit der Bombe in der Nähe Hitlers plazieren. Er verlies unter dem Vorwand, dringend telefonieren zu müssen, den Rapportraum. Die Bombe explodierte, doch Hitler und rund zwanzig weitere Teilnehmer überlebten den Anschlag. Vermutlich haben zwei Umstände verhindert, daß die Bombe die gewünschte Wirkung und die Tötung Hitlers erzielte. Ein sehr schwerer Planungstisch dämmte die Explosion, und da der Rapport nicht im üblichen Bunkerraum sondern in einer Holzbaracke stattfand, verflüchtigte sich der Druck, was die erwartete Sprengwirkung reduzierte. Stauffenberg und sein Adjutant konnten in der allgemeinen Verwirrung die Wolfsschanze verlassen und mit ihrem Flugzeug nach Berlin zurückkehren. Mitverschwörer aus dem Militärumfeld lösten den schlecht geplanten Umsturzversuch zu spät aus, in Berlin war nämlich schon seit ein paar Stunden bekanntgegeben worden, Hitler habe den Anschlag überlebt. Das führte dazu, daß totale Verwirrung eintrat. Einige wichtige Generale waren in die Pläne eingeweiht, doch als klar war, daß Hitler tatsächlich am Leben ist, distanzierten sie sich von der Sache. Generaloberst Fromm gab mit Bezug auf ein angebliches Standgericht den Befehl, Stauffenberg und einige seiner Mitverschwörer noch in der Nacht standrechtlich zu erschießen, was dann um Mitternacht auch stattfand.
Seit Jahren stelle ich fest, daß die Medien – besser das, was heute als Mainstreammedien gilt – um den 20. Juli herum Artikel und vor allem Fernsehsendungen bringen, in denen Stauffenberg und auch seine Mitverschwörer als die Guten, die Nazibekämpfer, die Helden gegen den Faschismus herausgestellt werden. Stauffenberg wird instrumentalisiert für die «guten Deutschen»; für den Altbundespräsidenten Gauck wäre das dann wohl «Helldeutschland».
Der erst 37-jährige Oberst Stauffenberg war diskussionslos mutig, sehr mutig, ging ein äußerst großes Risiko ein – und verlor dabei nicht nur das Spiel sondern auch sein Leben. Stauffenberg begrüßte in den 1930er-Jahren die Bewegung der Nationalsozialisten und unterstützte Hitler in der Reichspräsidentenwahl 1932. Er stand den Nazis bis in die frühen 1940er-Jahre nahe. Erst ab 1943 distanzierte er sich davon und wandte sich einer Widerstandsgruppe von hohen Offizieren zu. Genügend Fachhistoriker habe auch herausgearbeitet, daß Stauffenberg vor allem im Hinblick auf das Nachkriegsansehen einer deutschen Teilgesellschaft gehandelt hatte. Nämlich das spätere Ansehen jener Schicht, die aus Adel und Aristokratie bestand. Politisch gänzlich andere Werte als Nationalsozialismus oder gar aktiver Kampf gegen den Antisemitismus standen für jene Kreise nicht im Vordergrund. Wie sollte es auch, waren sie doch eine wesentliche Stütze des Regimes oder wenigstens seiner Wehrmacht und seiner Marine.
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