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Alle Jahre wieder – die unnötige und falsche Diskussion zur Sommerzeit

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Es ist schon faszinierend, wie sich die Sommerzeit-Gegner Jahr für Jahr sich über diese menschengemachte Einteilung aufregen und sich dabei immer wieder um geografische Realitäten foutieren.

Alle Halbejahr läßt die Krienser SVP-Nationalrätin Yvette Estermann dieses Theater in Medien und Blogs los. Wenn man es genau betrachtet, handelt es sich natürlich um eine dieser EU-Abgrenzungsübungen, die von der SVP immer wieder inszeniert werden. Wenn es in diesen Abgrenzungsübungen ganz sicher ein unsinniges Thema gibt, so ist es diese Diskussion mit der Forderung, mitten im geografischen Europa auf die Sommerzeit zu verzichten. Somit ist die halbjährliche Diskussion so unnötig, wie sie vor allem auch falsch geführt wird.

Hier ein paar Fakten zum Thema:

Südafrika kennt eine Zeitzone. Vom östlichsten Punkt, der im Krüger Nationalpark liegt, bis zum westlichsten Punkt beträgt die Differenz in Längengraden 15 Grad und 53 Minuten. Das ergibt eine Zeitdifferenz von gut 62 Minuten. Also beim gleichen Stundenschema, das über dem ganzen Land liegt, beträgt die mittlere Tageslichtdifferenz etwas über eine Stunde.

So, und nun sagt man, Südafrika sei halt ein großes Land. Deshalb folgt hier ein sehr einfach nachvollziehbares Beispiel aus Europa. Zwischen der Elsässer Hauptstadt Straßburg und der bretonischen Hafenstadt Brest beträgt die Differenz 12 Längengrade und 23,5 Dezimalminuten. Das entspricht einer Zeitdifferenz von 49 Minuten. Somit beginnt in Frankreich ? vom Tageslicht her gesehen ? der Tag am Rhein fast eine Stunde früher als im französichen Département Finistère.

Und für jene, denen das immer noch zu europäisch ist, gibt es auch ein SVP- – äh, Entschuldigung – ein Schweizer Beispiel: Ohne Einbezug von lokalen Umständen wie die Gebirgslandschaft, die immer geringfügige Abweichungen mit sich ziehen, müssen vom Verlauf des Tageslichtes her die Schweizerinnen und Schweizer in der östlichsten Gemeinde, in Müstair GR 18 Minuten früher aufstehen, als die Genferinnen und Genfer, die in der westlichsten Gemeinde der Schweiz, in Chancy GE wohnen.

Glaubt eigentlich jemand ernsthaft, die Elsässer würden an der Tatsache, daß bei Ihnen die Tageshelle eine Stunde früher eintritt als am bretonischen Atlantik so sehr leiden, wie Sommerzeit-Gegner es uns Schweizern gerne weismachen wollen? Glaubt wirklich jemand, daß die Mitbürgerinnen und Mitbürger im Val Müstair weniger glücklich sind, als ihre welschen compatriotes aus der Genfer Gemeinde Chancy, weil diese ? wenigstens dem Tageslicht nach ? noch 18 Minuten länger liegen dürfen? Oder sind die Einwohner von Chancy möglicherweise deswegen unglücklicher als ihre Mitbürger aus Müstair, weil sie bei gleicher Weckzeit noch 18 Minuten länger im Dunkel herumirren müssen?

Übrigens: Die Tageslichtdifferenz vom kürzesten zum längsten Tag im Jahr ist gewaltig gegenüber dieser einen Sommerzeit-Stunde, beträgt diese Differenz doch nur die „Kleinigkeit“ von 7 Stunden und 39 Minuten!

Und den Hühnern ist beim Eierlegen, den Kühen beim Milchgeben und den Rehen beim Austritt zum Aser unsere menschengemachte Zeitschablone, die wir über den Tag legen, völlig egal. Sie schauen auch nie auf die Kirchturmuhr. Sie alle tragen das Gesetz der Zeit in sich und richten sich einfach stets nach dem Tageslicht.

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