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Nein zu 1:12-Initiative

In der derzeitigen Diskussion zur 1:12-Initiative der Jungsozialisten wird den Gegnern dieser staatlichen Lohnreglementiererei vorgeworfen, sie würden in Schwarzmalerei machen. Das gab es schon immer und es wird es auch immer wieder geben, das Schwarzmalen vor Volksabstimmungen. Dieses Malen hat auch keinen politischen Pächter, es gehört allen Seiten.Aber im Falle der 1:12-Initiative trifft es sicher nicht zu. Hier findet etwas anderes statt. Äußerst kurzsichtige Heilsbringer, die an eine Lohngelderumverteilung von oben nach unten glauben, machen auf eine im wahren Wortsinn einfältige – im Gegensatz zu vielfältige! – Art und Weise Stimmung. Natürlich gibt es einige Lohnexzesse, die gerade auch Bunderat Schneider-Ammann deutlich als unerwünscht herausstreicht. Nur: Der allgemeine Maßstab ist falsch gewählt. Die Dame an der Migroskasse kann nun einfach ihre Situation nicht mit der eines Herrn Vasella vergleichen. Der hingegen wird seine Situation an einem internationalen Markt messen. Das gilt auch fürdie Topmanager in andern Weltkonzernen oder stark international tätigen Schweizer Firmen. Und daran wird keine schweizerische Volksabstimmung etwas ändern. Aber die Unternehmen, denen die Gewinnung und Erhaltung solcher Führungsleute wichtig sind, werden etwas ändern – zu ihrem Vor- und zum Schweizer Nachteil. Und das wird dann im ganzen Wirtschaftsgefüge seine Auswirkungen nachsichziehen. Diese Kettenreaktion muß man im Auge haben und nicht eine sozialistische Utopie. Die kantonalen Finanzdirektoren haben alle in ihren Kantonen prüfen lassen, mit welchen Folgeschäden zu rechnen wäre. Sie sind ohne abweichendes Votum zum Schluß gekommen, daß diese Schäden erheblich wären und auch eintreten würden. Glaubt eigentlich jemand ernsthaft, 26 Finanzdirektoren und hinter ihnen die jeweiligen Finanzverwaltungen würden sich allesamt irren? Irren liegt diesmal bei den Jusos und ihren Unterstützern. Auf ihrer 1:12-WebSite schreiben sie 1:12 stoppt Abzocker. Woher! Wirkliche Abzocker können ihr Geschäft leicht ins Ausland verlagern, oder sie arbeiten als Einzelfiguren und kaufen sich allfällig benötigte Dienstleistungen als Drittleistung ein. Aber sie werden sicher keine Leute beschäftigen, die sie in diese 1:12-Geschichte drücken könnten. Die Jusos schreiben 1:12 schafft gerechte Löhne. Was gerechte Löhne sein könnten, hat trotz Heerscharen von Ökonomen, Soziologen und anderen guten Leuten bis heute keine verbindliche Antwort gefunden. Es wird auch nie eine dazu geben. Gibt es eine Antwort darauf, was eine gerechte Erbschaft oder ein gerechter Immobilienbesitz sein könnte? Worauf es wirklich ankommt siehe unter Übrigens I. Zudem schreiben sie 1:12 lässt Volk über die Spielregeln entscheiden. Was für eine Illusion! Die Spielregeln für die exzessiven Löhne werden von einem internationalen Markt gemacht, der sich nicht um eine Regel im 8-Millionen-Ländchen im Alpenbogen kümmert. Und der Hauptteil dieser Spielregeln gehört innerhalb unseres Landes in das Zusammenwirken in der branchenweisen Sozialpartnerschaft, was über Jahrzehnte bestens funktioniert hat.

Übrigens I: Alle, die immer den Vergleich mit den untersten Lohnkategorien anführen und sagen, daß diese eklatanten Lohnspannen als entwürdigend für die Arbeitsleistung der Leute in den untersten Lohnkategorien zu werten sind, überlegen sich wohl gar nicht, daß das durchaus auch für den Schichtführer in der Pharmaindustrie, für den Prokuristen in der Großbank oder für den Produktmanager bei Nestlé entwürdigend sein könnte. Deshalb ist es siebenmal wichtiger, daß man in der Schweizer Wirtschaft vernünftige, vertretbare Lohnstufungen über das Gros von offenbar etwa 98 % aller Beschäftigten hat. Und daß man das verbleibende Feld von 2 %, das in einem globalen Umfeld zu sehen ist, letztlich vergißt, weil es aus der doch relativ kleinen Volkswirtschaft Schweiz heraus eh nicht zu ändern ist.

Übrigens II: In vielen kleineren Gemeinden in der Schweiz sind die Entschädigungen für die Gemeinderäte mit Sicherheit unter 1:12 gemessen an den Entschädigungen für die Damen und Herren Nationalräte, also auch für jene, die sich für diese Initiative einsetzen. – So, und jetzt kommt jemand und wird mir erklären, d a s  könne man eben nicht vergleichen. Bravo, denn das ist bei den vielfältigen Aufgaben in einem Unternehmen genau so!

Übrigens III: Unter den vielen Befürwortern der 1:12-Initiative gibt es viele Fußballfans. Wieso stört es sie eigentlich nicht, daß gerade im Fußball – und noch in ein paar anderen Sportarten – idiotisch hohe Bezahlungen vorkommen? Und andere Befürworter der Initiative rennen gewissen Bühnen- und Fernsehstars durch halb Europa hinten nach. Und was die verdienen? Gehören die exorbitanten Gagen, die da zum Teil gezahlt werden, nicht auch in den Bereich von Exzessen? Wieso ist das dann nicht auch Gegenstand dieser Initiative, die Einkommensexzesse zurückschneiden will?

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