Mit dem Tod von alt Ständerat Werner Jauslin, Muttenz, hat das Baselbiet eine Persönlichkeit verloren, die über lange Jahre grosse politische Verantwortung getragen hatte. Doch der junge ETH-Bauingenieur aus Muttenz widmete sich zunächst seiner Berufskarriere. 1950 trat er in das Basler Ingenieurbüro Gebrüder Gruner ein – bereits 1954 erfolgte die Gründung des Büros Gruner & Jauslin in Muttenz, das heute noch als Jauslin Stebler AG besteht.
Der in Muttenz verankerte Jauslin engagierte sich schon in jungen Jahren in der Gemeinde. Deshalb wurde er 1959 von der FDP für den Landrat vorgeschlagen und auch gewählt. In der Fraktion erkannte man rasch sein politisches Talent. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er bereits 1964 mit 40 Jahren zum Fraktionspräsidenten gewählt wurde.
Das Jahr 1967 war von grosser Aufbruchsstimmung im Kanton geprägt. Die bürgerlichen Parteien erzielten einen grossen Wahlerfolg mit einem bisherigen und drei neuen Regierungsräten. Diesen Schwung wollte man in die eidgenössischen Wahlen mitnehmen und nach zwölf Jahren den SP-Ständeratssitz in die bürgerlichen Reihen zurückholen. Man nominierte Jauslin, der gegen den damaligen Regierungsrat Leo Lejeune die Wahl gewann.
Poltern und lärmen waren nicht Werner Jauslins Stil. Er legte immer Wert auf eine korrekte Auseinandersetzung, bei der man sich nach dem Entscheid immer noch in die Augen schauen konnte. Aber er wäre nicht Ingenieur gewesen, wenn ihn nicht stets die saubere Analyse, die vollständige Abklärung und die logische Schlussfolgerung geleitet hätten. Mit diesen Eigenschaften fand er rasch seinen Platz im Ständerat, der damals wirklich noch die «chambre de réflexion» war. Ihm begegneten alle stets mit Respekt. In den Wahlen 1971 und 1975 wurde der Verstorbene im Amt bestätigt. Doch 1979 ergab sich mit zwei Gegenkandidaten der SP und der damaligen POCH eine andere Ausgangslage. Werner Jauslin musste in den zweiten Wahlgang, in dem sich die insgesamt linke Mehrheit aus dem ersten Wahlgang durchsetzen konnte. Er gehörte von 1977 bis 1980 auch der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Ständerat strebte er keine öffentlichen, politischen Mandate mehr an. Bis ins hohe Alter nahm er aber regen Anteil am Zeitgeschehen, und bei wichtigen Sachabstimmungen erhob er durchaus seine Stimme. Das Baselbiet und die FDP Baselland haben eine prägende politische Persönlichkeit verloren.
(publiziert in der BaZ vom 27.03.2015)
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