Chirsipfäffer

Zum Zeitgeschehen

02-04-2024
von Rudolf Mohler
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«Mais arrêtez donc d’emmerder les Français!»

Zum 50. Todestag von Georges Pompidou
französischer Staatspräsident von 1969 bis 1974

 

 

Heute vor 50 Jahren, am 2. April 1972, verstarb der amtierende französische Staatspräsident Georges Pompidou. Bei uns ist die Erinnerung an ihn verblaßt, leider und zu Unrecht.

Pompidou entstammte einer einfachen Familie aus dem Zentralmassiv, wo er am 5. Juli 1911 in Montboudif zur Welt kam. Sein Großvater betrieb einen bescheidenen Bauernhof, wie man ihn in der kargen Gegend des Cantal noch heute finden kann; sein Vater war Primarschullehrer. Nachdem der brillante Gymnasiast Georges Pompidou das baccalauréat, in etwa unsere Matur, in Albi bestanden hatte, war die École normale supérieure (ENS) sein nächstes Ziel. Die ENS ist eine der Grandes écoles in Frankreich und führt zum Lehramtsdiplom auf Gymnasialstufe. 1934 erlangte Pompidou als Jahrgangsbester die Lehrerzulassung in Altphilologie. Das Lehramt übte er bis 1945 aus. Damals wurde er in der Zeit der provisorischen Regierung de Gaulles (Ende 1945 bis anfangs 1946) in den Staatsdienst berufen. Während der IV. Republik nahm er verschiedene Funktionen im Staatsapparat wahr, war aber auch von 1954 bis 1962 mit Unterbrüchen Generaldirektor der Bank Rothschild Frères.

Nachdem de Gaulle 1958 an die Macht zurückkehrte und dann einen veränderten Staat mit der Fünften Republik entstehen ließ, wurde Pompidou der Chef seines persönlichen Kabinetts und auch ein engster Vertrauter. In dieser Rolle hatte er einen entscheidenden Anteil an der Vorbereitung der Evian-Verträge mit denen Frankreich den Algerienkrieg beendete und möglicherweise das Land vor einem Bürgerkrieg bewahren konnte. Am 14. April 1962 ernannte Charles de Gaulle seinen Kabinettschef Georges Pompidou zum Premierminister. Das war ungewohnt, hatte er doch bis anhin kein eigentliches politisches Mandat inne; erst 1967 wurde er im Département Cantal zum erstenmal in das Amt eines Député (Abgeordneter zur Nationalversammlung) gewählt.

Die Mai-Unruhen 1968 waren für den Präsidenten de Gaulle ziemlich verwirrend, und es war Pompidou, der mit ruhiger Hand die Ordnung einigermaßen aufrechterhielt und den Weitergang steuerte. Pompidou erreichte trotz größter Bedenken des Staatspräsidenten, daß dieser die Nationalversammlung auflöste und Neuwahlen ansetzte. Was viele im Umfeld de Gaulles als parteipolitischen Selbstmord taxierten, wurde in Tat und Wahrheit zu einem Triumph für die Gaullisten. Wie meistens in der V. Republik hatte das schwierige französische Konstrukt mit einem exekutiv tätigen Staatspräsidenten und einem von ihm ernannten Premierminister jenen Punkt erreicht, an dem die Konkordanz der beiden Amtsinhaber in Konkurrenz umgeschlagen hatte. Pompidou wurde von de Gaulle auf den 13. Juli 1968 entlassen und am 14. Juli durch Couve de Murville ersetzt.

«Je ne pense pas avoir d’avenir politique; j’ai un passé politique; j’aurai peut-être un jour, si Dieu le veut, un destin national
Ich habe vermutlich keine politische Zukunft; ich habe eine politische Vergangenheit und ich werde möglicherweise eines Tages – so Gott will – eine nationale Berufung erfahren.

Diesen Satz sagte Pompidou am 13. Februar 1969 in einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehen TSR. Er brachte ihm kein Wohlwollen ein, nicht von de Gaulle und nicht von den Baronen des Gaullismus, zu denen er nie gehört hatte. Doch manchmal kommt es schneller, als man denkt. Charles de Gaulle setzte  –  am Parlament vorbei  –
  ein Referendum über eine Reform der Regionalverwaltung und des Senats an. Eigentlich suchte er damit auch eine Bestätigung für die Politik in den Mai-Unruhen des Vorjahres und verknüpfte seinen Verbleib im Staatspräsidium mit dem erfolgreichen Ausgang der Volksabstimmung. Die Sozialisten und die Républicains indépendants von Valérie Giscard d’Estaing lehnten das Vorhaben ab und gewannen die Referendumsabstimmung. Charles de Gaulle hielt Wort und trat nach der Niederlage am 28. April 1969 als Staatspräsident zurück. Die schon erwähnten Barone des Gaullismus (unter ihnen Michel Debré, Jacques Chaban-Delmas, Roger Frey, Couve de Murville) suchten eine Kandidatur Pompidous zu verhindern. Aber de Gaulles zweiter Premierminister mit seinem taktischen und tatsächlichen Wahlsieg im Vorjahr war nicht mehr zu verhindern, da die große Mehrheit der Partei hinter ihm stand. Im ersten Wahlgang vom 1. Juni 1969 erhielt Pompidou bei sechs Gegenkandidaten bereits 44.5 % der Stimmen. In der Stichwahl vom 15. Juni gegen Alain Poher vom Centre démocrate wurde er mit 58.2 % vom Volk gewählt. Er übte das Amt des Staatspräsidenten bis zu seinem Todestag aus.

Außerhalb Frankreichs kennt man Pompidou kaum mehr oder er wird als Politiker und Staatsmann heute unterschätzt. Nicht so im eigenen Land, wo viele wichtige französische Medien ihm zum 50. Todestag eine Würdigung gewidmet haben. Pompidou hat wie wenig andere hinter de Gaulle jene Zeit maßgeblich mitgestaltet, die man in Frankreich  –  durchaus mit etwas Wehmut  –  als die Trente Glorieuses bezeichnet, also die Jahre von 1945 bis 1975. Es waren Jahre, die vom Wiederaufbau nach dem Krieg, vom wirtschaftlichen Aufschwung, von einer Dichte im kulturellen Leben und von einer großen gesellschaftlichen Liberalisierung geprägt waren. In seinen Rollen als Premierminister und später als Staatspräsident hatte er stets eine moderne Wirtschafts- oder eigentlich eher eine Industriepolitik betrieben, mit der er Frankreich zu einer führenden Nation machen wollte und viel davon erreichte. Und so nebenher publizierte der ursprüngliche Altphilologe auch noch Bücher, z.B. 1961 eine «Anthologie de la poésie française», die heute noch beachtet wird. Pompidou verkörperte diese Epoche mit seiner unversteckten Lebensfreude. Es gab für ihn nicht nur Politik. Er interessierte sich für die zeitgenössische Kunst, war einem guten Glas Wein und der gehobenen Gastronomie nicht abgeneigt, liebte das Kino und die Stars, das Theater und das literarische Leben ebenso wie schnelle Autos.

Diese Sicht auf seine Zeit und seine Zeitgenossen, aber auch worauf es ankommt, zeigen zwei Zitate von Pompidou besonders schön:

  • «Les Français aiment la bagnole!»   
       Die Franzosen lieben nun mal ihre Kiste.  
  • «La puissance économique allemande doit être pour nous un aiguillon, et non pas une terreur.»
       Die Stärke der deutschen Wirtschaft soll uns anstacheln, nicht aber in Schrecken versetzen.

Ich wünsche mir, wir hätten wieder einmal eine Zeit, in der Leute vom Format eines Georges Pompidou die Politik bestimmen und die sein wohl bestes Zitat ernstnehmen würden:

  • «Mais arrêtez donc d’emmerder les Français!»
    Hören Sie doch endlich auf, den Franzosen auf den Wecker zu gehen!

→ P.S.  Dieses Zitat dürfen Sie auf jedes gewünschte Land anpassen.

 

02.04.2024 RM

 

01-01-2024
von Rudolf Mohler
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Zum 2024

 

 

Die Welt scheint Kopf zu stehen. Haben wir uns nicht vor zwei Jahren und vor einem Jahr schon gegenseitig gewünscht, es möge ein neues Jahr kommen, das uns alle weg von Krieg, Terror, Gewalt und Verfolgung führen wird? Das müssen ganz offensichtlich «fromme Wünsche» sein. Die Welt scheint auch im neuen Jahr so auf dem Kopf zu stehen, wie die Bäume in einem Leimentaler Weiher.

Ich wünsche allen Verwandten, Freunden und Bekannte ein 2024, das wenigstens für Euch persönlich ein gutes Jahr werden mag. Ich wünsche Euch Erfolg und Zufriedenheit, Frieden und Freundschaft, Zuversicht und Gelassenheit. Doch ganz besonders wünsche ich allen gute Gesundheit.

Ruedi Mohler

 

 

 

 

 

 

01-01-2024
von Rudolf Mohler
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Pour mes amis gourmands – et «bon appétit et large » en 2024

Chères amies gourmandes, chers amis gourmands

Trotz allem Unerfreulichen, das permanent auf uns einströmt, gab es bei uns im vergangenen Jahr doch eine schöne Konstanz. Wir dürfen auf ein gastronomisch und önologisch sehr erfreuliches Jahr zurückblicken. Es gab auf diesem Weg großartige Momente in Spitzenbetrieben, es waren eindrückliche Weinerlebnisse in Degustationen und auf Reisen und manch kulinarisches Erlebnis außerhalb der «gesternelten» und bepunkteten Gastronowelt, das Freude bereitete.

Für uns engagierte Gourmets hoffe ich auf ein reiches, erfreuliches 2024. Dazu wünsche ich allen viele gastronomische Erlebnisse sowie möglichst das Beste im Teller und im Glas. Und vor allem gute Gesundheit, um alles genießen zu können.

Möge Euch stets «bon appétit et large soif» durchs Jahr begleiten.

Ruedi Mohler

19-08-2023
von Rudolf Mohler
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Abschied von einem großen Baselbieter

In memoriam alt Nationalrat Hansruedi Gysin

Am 19. August 2023 erfahre ich vom Basler Onlineportal OnlineReports, daß alt Nationalrat Hans-Rudolf Gysin verstorben ist.

Ich lernte ihn in den 1960er-Jahren im Jugendparlament Baselland kennen und habe seinen ganzen beruflichen und vor allem seinen politischen Weg miterlebt und mitverfolgt.

In frühen Jahren begann er aus dem damals eher weniger bedeutenden Gewerbeverband die heutige Wirtschaftskammer Baselland aufzubauen, zu entwickeln und zu positionieren. Aus dieser großen politischen Präsenz heraus entstand auch die Etikette vom «sechsten Regierungsrat». Manchmal wurde sie ihm mit Schmunzeln und manchmal mit kaum versteckter Mißgunst angeklebte.

Früh kam Gysin im Wahlkreis Pratteln, seiner Herkunft und Heimat, als Freisinniger in den Landrat, wo er vieles erreichte. Deshalb folgte der nächste Schritt schon bald. 1987 wurde er von der Kantonalpartei für den Nationalrat nominiert und auch gewählt. In Bern erreichte er rasch eine starke Position, selbst wenn man im breiten Publikum das nicht immer so direkt wahrgenommen hatte. Fünfmal wurde er souverän wiedergewählt und vertrat somit den Kanton Basel-Landschaft bis 2011 in der eidg. Volkskammer. Als Dikrektor der kantonalen Wirtschaftskammer wirkte er natürlich stets auch in der kantonalen Politik mit.

Dem permanenten Medienspektakel war er eigentlich abgeneigt. Aber er war ein Profi im Kommunizieren und im Umgang mit den Medien. Ein Teil seines Erfolges dürfte auch auf dieses Können zurückzuführen sein. Dabei darf man nicht übersehen, daß er vor allem in wirtschaftlichen Fragen ein Profi war und in politischer Hinsicht ein echtes Talent.

Baselland verliert eine Persönlichkeit, die vieles gestaltet und geprägt hatte. Die Bürgerinnen und Bürger verlieren einen stets interessierten, höflichen und umgänglichen Repräsentanten. Und ich verliere einen Menschen, dem ich über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war.

19.08.2023 RM

01-08-2023
von Rudolf Mohler
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Zum 1. August 2023 – zum Bundesfeiertag

Zum Bundesfeiertag 2023 rufe ich gerne einige Gedanken in Erinnerung, die ich vor ein paar Jahren schon unter dem Titel

Bundesfeier? 1. August-Feier? Nationalfeiertag?  

veröffentlicht hatte.

Und wer sich gerne mit mehr Geschichtswissen diesem Feiertag nähern möchte, findet hier eine wertvolle Anregung:

Bundesfeier ohne Eidgenossen?

Das BaZ-Gespräch vom 29. Juli 2023 mit den Historikern Werner Meyer und Angelo Garovi stellt eine wertvolle Ergänzung dar:

«Das Rütli kommt im Bundesbrief gar nicht vor»   

 

07-05-2023
von Rudolf Mohler
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Stillose und ungefragte Duzerei

Die direkte Ansprache per Du von Leuten, die man im Leben noch nie gesehen hat oder die man nur ganz oberflächlich kennt, mag ich nicht. Für mich ist diese stillose Duzerei zunächst eine Unhöflichkeit. Es ist derzeit sehr viel davon die Rede, man müsse dem Gegenüber respektvoll begegnen. Sehr gut, das finde ich absolut richtig. Doch wer Respekt bekunden will, beginnt mit Höflichkeit. Und wer einfach mit Duzen loslegt, dem fehlt etwas Elementares in Sachen Höflichkeit: Duzen ist eine Umgangsform, die der Zustimmung beider Personen bedarf. Wer das nicht berücksichtigt, handelt unhöflich und bringt dem Gegenüber nicht einmal soviel Respekt entgegen, daß es auch seine Sache wäre, ob man per Sie oder per Du verkehren möchte.

Stellt man das klar, dann hört man oft, das sei im Englischen so üblich und deshalb könne man es auch im Deutschen so halten. Wer so argumentiert, ist eigentlich arm dran, denn er legt bloß, daß er von der englischen Sprache wenig versteht, selbst wenn er recht gut Englisch spricht  –  gilt auch für Damen. Ja, es ist richtig, daß im Englischen das Anredepronomen in der Einzahl (Singular) und in der Mehrzahl (Plural) gleich ist, nämlich you. Doch so simpel, wie es scheint, ist es eben gar nicht.

Im Englischen steckt die sprachliche Höflichkeit nicht im Pronomen. Ob man mit jemandem auf der Du-Ebene oder auf der Sie-Ebene verkehrt, manifestiert sich in einer differenzierteren Sprachwahl als üblicherweise im Deutschen. So gibt es ganz eindeutige Anrederegeln, aus denen sofort klar wird, wie man zueinander steht, ob auf dem Du- oder dem Sie-Niveau. Als Beispiel möge genügen: «Hey, can you keep it for me?» tönt doch reichlich anders als «Sir, please, may you keep it for me?». Zweimal das Pronomen you und zweimal ein ganz anderer Personenbezug! Zudem gibt es Wörter und Wendungen, die man nur dann verwenden kann, wenn man auf dem Du-Niveau verkehrt, für alle anderen Leute hat man aus Höflichkeit andere Sprachformen zu wählen. 

Was die meisten dieser „You-Argumentierer“, die sich natürlich für besonders modern, clever und fortschrittlich halten, wohl gar nicht wissen, ist folgendes: Das englische you steht grammatikalisch und sprachgeschichtlich viel näher bei der 2. Person Plural als bei der 2. Person Singular. Somit viel näher beim deutschen Ihr oder beim französischen vous. Denn sprachgeschichtlich kommt das you  vom altenglischen eow her, das dem heutigen deutschen Ihr entsprach. Das eigentliche Pronomen für die 2. Person Singular heißt englisch thou, zu deutsch Du. Es existiert heute noch. Und nicht nur in liturgischen oder zeremoniellen Texten; es gibt englische Dialekte, in denen es noch gesprochen wird. Zeitlich weit zurück und parallel zur Entwicklung in der deutschen und in der französischen Sprache war das Pronomen you für die 2. Person Plural ein Zeichen des Respekts gegenüber hochgestellten Persönlichkeiten und hatte eine sprachliche Entsprechung im «königlichen Wir», dem Pluralis Majestatis. Erst nach und nach wurde es zur Anredeform gegenüber Vorgesetzten, später Gleichgestellten und dann auch Fremden, bis es gegen Ende des 16. Jahrhunderts die übliche englische Anrede wurde. Im Deutschen verschob sich die Höflichkeitsform ab Ende des 17. Jahrhunderts von der 2. Person Plural, also vom Ihr zum Sie, der 3. Person Plural, jedoch immer mit großem S geschrieben. Ganz untergegangen ist Ihr nicht, es gilt nach wie vor als zulässige Anrede. In einigen Schweizer Dialekten und auch im Moselfränkisch, das in Luxemburg gesprochen wird, ist es heute noch die übliche Höflichkeitsform.    

Von allgemeinem Duzen im Englischen kann also nicht die Rede sein. Das englische you ist zuallererst die höfliche Anrede, die dem deutschen Sie oder dem französischen vous entspricht.

Sie haben Mühe damit? Sie siezen nicht gerne?
Bitteschön, Sie dürfen mich gerne «ihrzen».

29-03-2023
von Rudolf Mohler
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UBS – gute Personalentscheidung

Eines muß man dem Verwaltungsrat der UBS und ihrem Präsidenten Colm Kelleher lassen: Sie haben begriffen, daß es nach der Übernahme der CS durch die UBS mit dieser riesiegen Bank als Schweizer Bank nicht gut kommen kann, wenn es in der obersten Führung keinen einzigen Schweizer mehr gibt. Und sie haben ebenso begriffen, daß es eine starke Abgrenzung zur CS-Kultur braucht. Sergio Ermotti hat nach der großen UBS-Krise die Bank sehr erfolgreich geführt und eine ganz andere Kultur entwickelt und verankert. Man kann ihm nur wünschen, noch einmal so erfolgreich und mit sicherer Hand die UBS zu leiten und in der erweiterten Bank seine bisherigen Werte und Vorstellungen verankern zu können.

27-03-2023
von Rudolf Mohler
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Kein Gegensatz!

Zur unsinnigen Work-Life-Balance

Wieder einmal stolpere ich über einen Begriff, den so viele Lebenserläuterer und Lebenshelferinnen ganz besonders großartig finden. Den Begriff Work-Life-Balance. Abgesehen davon, daß es ein völlig unnötiger Anglizismus ist, ist es vor allem ein Begriff, der ziemlich unüberlegt verwendet wird. Heutzutage hat dieser Ausdruck eine weitverbreitete Haltung erzeugt, aus der viele Zeitgenossen offensichtlich schon ableiten, Arbeit verstoße gegen die Menschenrechte.

Für mich ist eines ganz klar. Wer immer diesen Begriff Work-Life-Balance erfunden hat: Viel kann er oder sie sich dabei nicht gedacht haben. Denn diese Redewendung an sich stellt Arbeit und Leben in einen vermeintlichen Gegensatz. Das Beitragsbild stellt für mich den grundlegenden Denkfehler besonders eindrücklich dar. Arbeit war schon immer  –  und vermutlich schon bei den Steinzeitmenschen  –  ein wichtiges Element im Leben fast aller Menschen, um dieses Leben überhaupt bestehen zu können. Arbeit ist just nicht ein Gegensatz zum Leben sondern ein zentraler Bestandteil des menschlichen Lebens!

Und zum Schluß eine Anmerkung zum vermeintlich so intelligent und gut tönenden Anglizismus. Für das, was die Allermeisten wohl wirklich mit dem Begriff meinen, hat unsere deutsche Sprache einen viel präziseren, treffenderen Ausdruck:
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben!