Chirsipfäffer

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Currywurst am Hindukusch

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Unter diesem Titel berichtet DER SPIEGEL in seiner Ausgabe 30/2011 über eine offenbar wichtige Neuerung in der Verpflegung der deutschen Bundeswehr.

Als Verpflegung zum Mitnehmen bei Übungen und Einsätzen außerhalb des festen Standortes kennt die Bundeswehr die Einmannpackung, militärisch kurz die EPa. Bis jetzt in drei Geschmacksrichtungen: Gulasch mit Kartoffeln, Ravioli mit Champignons und Hamburger in Tomatensauce.

Nun haben die Verantwortlichen 16 neue EPa-Varianten entwickelt. Dazu sind Tausende von Bundeswehrangehörigen nach Eßgewohnheiten und Geschmäckern befragt worden. Neu gibt es spanische Paëlla und neben Elchfleisch-Gourmet-Topf auch einen griechischen Bifteki-Teller. Diese Neuerung komme bei den Soldaten sehr gut an. Kunststück, was gibt es denn sonst am Hindukusch?

Erstaunlich bleiben aber eher, daß die Truppenangehörigen über eine offensichtlich sehr lange Zeit sich mit den drei obengenannte Angeboten abgefunden hatten und vor allem, daß die Favoriten Nudeln in Jägersauce und Currywurst heißen.

Wieso kann man sich überhaupt mit so etwas befassen?

Aus solchen Projekten, denen weitläufige Befragungen zugrunde liegen, kann man sehr viel über das alltägliche Essen erfahren. Es entsteht ein Querschnittsbild, das einer sehr umfassenden Bestandesaufnahme gleichkommt.

Für dieses Bild habe ich unlängst am Aachener CHIO, zu dem Zehntausende von Besucherinnen und Besuchern kommen, die praktische Bestätigung erfahren. Dieser Pferdesportanlaß ist einer der wichtigsten in der Welt und ist in jeder Hinsicht ein Spitzenanlaß, mit einer Ausnahme: das Verpflegungsangebot ist schmal, eintönig, nicht besonders gut und für Ausländer wohl recht gewöhnungsbedürftig.

Aus all diesen Bildern muß ich schließen, daß es in der deutschen Ernährungswelt riesige Diskrepanzen geben muß. Einerseits bietet Deutschland heute  –  nicht mehr nur in Baden sondern übers ganze Land verteilt  –  eine große Zahl an Betrieben in der Spitzengastronomie. Auf den deutschen Fernsehkanälen wird man mit Kochsendungen zugedeckt. Und im deutschsprachigen Büchermarkt gibt es eine Flut von Koch- und Gourmetbüchern. Da tun einem schon alle die gefällten Bäume leid…

Andererseits zeigt aber das Querschnittsbild, daß offenbar die breiten Ernährungsgewohnheiten und die Geschmacksvorlieben immer noch stark im Hergebrachten wurzeln,  reichlich banal und wenig entwickelt sind.

Hier geht es zum SPIEGEL-Artikel.

 

 Sonntag, 31. Juli 2011

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