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Im Veltlin geht die Post ab

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In der zweiten Junihälfte waren wir auf einer Weinreise im Veltlin und setzten uns einmal ganz gründlich mit den Entwicklungen und Neuerungen im Veltliner-Weinbau auseinander.
Noch immer gelten im Veltlin ein paar jahrhundertalte Grundsätze. So ist die Hauptrebsorte nachwievor Nebbiolo. Lokal heißt diese Rebsorte Chiavennasca. Daneben gibt es noch ein paar andere regionale Sorten, die aber nur wenige Prozente der Rebfläche belegen. Seit einigen Jahren wird auch in bescheidenem Umfang mit andern Rebsorten experimentiert, die im erlaubten Umfang (bis max. 10 %) in eine Assemblage einbezogen werden. Bei den weißen Rebsorten hat sich eindeutig herausgestellt, daß die besten Qualitäten mit Chardonnay und Sauvignon blanc erzielt werden können. Trotz dieser Neuerung ist das Veltlin weiterhin ganz klar Rotweinland.
Neben den einfacheren Rotweinen, die die Bezeichnung Valtellina Superiore tragen, gibt es vorallem die fünf Lagenweine: Maroggia, Sassella, Grumello, Inferno und Valgella (von West nach Ost). Einige Produzenten legen jedoch noch mehr Gewicht auf die Höhenlage an den Hängen der alpi retica, also der südexponierten Seite des Veltlins. In allen fünf Lagen stammen die besten Weine aus den Höhenlagen zwischen 450 und 600 m.ü.M.
Die besseren Qualitäten dürfen die Zusatzbezeichung Riserva tragen. Riserva-Weine müssen Mindestzeiten im Holzausbau und eine Nachreifung in der Flasche hinter sich haben, bevor sie auf den Markt kommen. Oft wird die die zusätzliche Angaben auf dem Etikett Sforzato oder im einheimischen Dialekt Sfursat als Weinlage verstanden, was vollkommen falsch ist. Im Veltlin kennt man seit Jahrhunderten die Ausbauform mit leicht eingetrockneten Trauben. Genauso wie bei den Amarone-Weinen. Ganz gesunde Trauben werden sehr spät gelesen und dann auf Strohmatten oder heute meist Holzlägern zum Trocknen ausgelegt. Die Abpressung darf erst im Januar erfolgen. Dieser Vorgang führt zu einer Reduktion der Flüssigkeit in den Traubenbeeren und damit zu einer Verdichtung von Aromen und Zucker. Mit den Sfursat-Weinen will man keine Kopie der Amarone-Weine erreichen. Man legt Wert darauf, daß die Weine keine Oppulenz erreichen, sondern einen eher trockenen Charakter bewahren. Die sich einstellende leichte Süße steht somit in einem raffinierten Wechselspiel zu der noch vorhandenen Säure, die durch den Ausbau im Holz schön geschliffen wurde.Der Weinbau im Veltlin hat sich flächenmäßig stark zurückgebildet. Das ist nicht nur ein Aspekt der Nachfrage. Es ist auch ein Problem der besonderen Lage. Das Veltlin weist weitgehend sehr steile und sehr steinige Hanglagen auf. An denen ist nur eine bescheidene Mechanisierung möglich. Weinbau im Veltlin heißt heute noch vorallem: Handarbeit.Wer die alte und früher durchaus berechtigte Vorstellung von Veltliner-Weinen  –  beim Skifahren oder auf der Bergtour; getrunken über 2’000 Höhenmetern; aus den schweren, eckigen Gläsern  –  hatte, muß dringend umlernen. Das Veltlin produziert heute elegante, raffinierte und stattliche Weine, die immer noch eine große Langlebigkeit aufweisen. Man findet Weine, die wunderbar zu weißem Geflügel, zu rotem Fleisch, zu Wild und auch zu altem Käse passen. Und das immer noch bei einem fabelhaften Preis-/Qualitätsverhältnis.

siehe auch Willkommen Veltlin

Sonntag, 6. Juli 2014

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